Das sollte jeder Läufer definitiv einmal gemacht haben: an einem Wettkampf in einer fremden Stadt teilnehmen. Für uns ist es das erste Mal, dass wir an einem Laufwettbewerb außerhalb Deutschlands teilnehmen. Welche Erfahrungen wir beim Vancouver Halbmarathon 2017 gemacht haben und was daran so besonders ist, erzählen wir dir hier!
Ein ganzes halbes Jahr
Mehr als ein halbes Jahr haben wir in Vancouver gelebt und dort gearbeitet. Aber der Halbmarathon fand passenderweise genau an unserem vierten Tag in Vancouver statt. Und da unsere Unterkunft für die ersten Tage in Burnaby lag, hatten wir außer dem Canada Place und ein paar wenigen Straßen noch nicht viel von der Stadt gesehen. Achja doch, eine Demonstration für die Legalisierung von Cannabis, aber das zählt nun wirklich nicht zu Sightseeing.
Eher zufällig sind wir über die Marathon-Messe gestolpert, die einen Tag vor dem Lauf im Convention Center am Canada Place stattfand. Wir hatten nicht gezielt trainiert, sondern haben in den letzten Wochen unsere zwei bis drei Ausdauerläufe über höchstens 15 Kilometer gemacht, und das war‘s. Deshalb wollten wir auch ursprünglich nur die 8 Kilometer mitlaufen, einfach um das Feeling zu erleben und ein Teil der Läufercommunity in Vancouver zu sein. Aber wie es das Schicksal wollte, war der 8km-Lauf voll und es gab nur noch Plätze für die 21,075 km.
Einige Zeit überlegen wir hin und her, denn 21 Kilometer läuft man nicht mal eben so. Wenn wir den Halbmarathon nicht schaffen würden, wäre die Enttäuschung sehr groß.
Startschuss zum BMO Vancouver Halbmarathon 2017!
Na gut, wir melden uns also für den Halbmarathon an und sind zugegeben sehr aufgeregt. Aber wir entscheiden für uns, dass wir entspannt an die ganze Sache herangehen und den Lauf in erster Linie genießen wollen.
Der Start zum Halbmarathon Vancouver ist um 7 Uhr morgens. Dank ein wenig Jetlag sind wie sowieso früh wach. Ein bisschen entsetzt sind wir aber schon, als wir um 05:40 Uhr an der Skytrain Station in Burnaby stehen und nur ein heruntergelassenes Gitter sehen. Die erste Skytrain fährt sonntags erst um halb acht! Na super, und jetzt?
Wie gut, dass wir nicht die einzigen sind, denen es so geht, denn ein Paar, das auch mit der Skytrain fahren wollte, nimmt uns daraufhin in ihrem Auto mit. Glück gehabt!
Wenig später finden wir uns mitten im Wettkampf-Trubel im Queen Elizabeth Park wieder. Die ersten übermotivierten Läufer stehen schon an der Startlinie, manche geben ihren Kleiderbeutel ab und andere gehen nochmal auf die Toilette. Überall ist gute Stimmung und die Aufregung mancher Teilnehmer ist deutlich zu spüren.
Wir wärmen uns ein bisschen auf, so früh am Morgen sind die Gelenke und Knochen doch noch sehr müde, deshalb ist es wichtig, dass wir uns ein bisschen einlaufen. Die wenigen Minuten, die wir noch vor dem Start haben, vergehen im Flug und schon stehen wir in unserem lila Bereich im Starterblock.
Von 10 wird der Countdown heruntergezählt, bis es endlich losgeht.
Auf der Strecke unterwegs
Die ersten Meter gehen durch den Queen Elizabeth Park. Und kaum biegen wir das erste Mal rechts ab, bietet sich uns ein traumhafter Ausblick auf Vancouver! Die ganze Innenstadt erstreckt sich unter uns, daneben sehen wir das imposante Science World-Gebäude in Form einer Kugel und dahinter die noch mit Schnee bedeckten Berge. Ein Traum! Besser könnte es gar nicht sein, und schon piept meine Uhr und zeigt mir den ersten Kilometer an. Der ist jetzt mal wirklich schnell vergangen!
Und so geht es auch weiter, wir kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, denn die nächsten zwei Kilometer gehen einfach bergab und auf die Innenstadt zu. Easy-locker also zu laufen und es macht einfach enorm Spaß!
Es geht am False Creek, dem Ausläufer des Pazifiks, entlang und an der W 1st Ave wieder zurück in Richtung Chinatown. Hier tanzt sogar eine chinesische Jugendgruppe und überall stehen Chinesen, die uns zujubeln und uns motivieren. Noch brauchen wir diesen Motivationsschub nicht, denn die Kilometer gehen uns leicht von der Hand. Am chinesischen Tor folgt ein kleiner Anstieg und wir laufen nun in einem Bogen durch die Stadt in Richtung Meer.
Die nächsten zehn Kilometer führen nun an der Strandpromenade entlang. Was sich ziemlich lang anhört, ist aber sehr abwechslungsreich und auch hier erwarten uns viele Menschen am Rand, die mit Plakaten und „Get Power“-Schildern auf uns warten.
Endspurt
Nachdem wir nach einigen Kilometern durch den Wald des Stanley Parks gelaufen sind, sehen wir plötzlich wieder das Meer vor uns und die letzten Kilometer laufen wir an der schönen Seawall, die um den 400ha großen Park führt, entlang. Vor uns liegen die Yachten im Wasser und wir hören schon einen Ansager durch die Lautsprecheranlagen.
Jetzt liegt nur noch ein Kilometer vor uns! Anstatt Bäume und Wasser umgeben uns jetzt auf einmal Hochhäuser, die die Straßen so früh noch in Schatten tauchen. Unglaublich! Wir müssen den Kopf weit in den Nacken strecken, um bis in den Himmel sehen zu können. Auf den letzten Metern klatschen wir nochmal mit den Zuschauern ab, die jetzt reihenweise am Streckenrand stehen und uns anfeuern.
GESCHAFFT! Unser dritter Halbmarathon, diesmal in Vancouver, wer hätte das vorher gedacht? Wir sind überglücklich, und das Beste: Um gerademal 9 Uhr morgens sind wir schon 21,075 Kilometer in unter 2 Stunden gelaufen. So kann der Tag gerne beginnen!
Ein Wettkampf im Ausland
Dieser Halbmarathon war für uns etwas ganz Besonderes: Da wir ja erst drei Tage in Vancouver verbracht und – wie schon erwähnt – noch nicht viel davon gesehen haben, hatten wir zu diesem Zeitpunkt noch keine wirklich feste Bindung an die Stadt. Aber dieser Lauf, den wir einfach genießen konnten, hat uns Vancouver mit Sicherheit näher gebracht.
Gerade dass wir davor noch nicht viel Sightseeing gemacht haben, hat das Laufen noch spannender gemacht. Wir haben alles zum ersten Mal gesehen und konnten die Stadt dabei auch aus allen möglichen Blickwinkeln sehen. Besseres Sightseeing gibt es kaum!
Was am BMO Vancouver Halbmarathon so genial ist:
Der BMO Vancouver Marathon bekommt von uns auf jeden Fall Beliebtheitssterne, denn wegen folgender Punkte können wir dieses Event besonders empfehlen:
Starterpaket
Für uns ist das Starterpaket seeehr wichtig! Denn wenn man schon $100 Startgebühr bezahlt, dann möchte man auch etwas für sein Geld bekommen! Und das ist uns aus dem Halbmarathon 2017 besonders im Gedächtnis geblieben. Neben den üblichen Power-Riegeln bekommen wir ein superschickes, atmungsaktives Laufshirt mit unvergesslichen Erinnerungen an den Halbmarathon! Da hat sich das Geld für uns allein schon ausgezahlt!
Strecke
Der Streckenverlauf beim BMO Vancouver Halbmarathon ist eine sehr dankbare Strecke! Nicht nur dass es landschaftlich abwechslungsreich ist, sondern du verlierst schon auf den ersten 5 Kilometern etwa 75 Höhenmeter. Das schreit nach neuen Bestzeiten!
Medaille
Auch ganz wichtig: die Medaille! Was wäre ein Halbmarathon ohne Medaille? Die Medaille für die Finisher des Halbmarathons ist im Vergleich zu anderen Städten echt groß und schwer und sieht dazu noch sensationell gut aus! Bei uns bekommt sie jedenfalls einen Ehrenplatz!
Zieleinlauf
Mit dem Zieleinlauf inmitten der riesigen Hochhäuser hätten wir sicher nicht gerechnet und es war für uns ein echtes Erlebnis! Dazu gab es reichlich Verpflegung im Ziel, es waren Fotografen vor Ort und die Ausgabe der Kleiderbeutel erfolgte schnell und reibungslos.
Motivation auf der Strecke
Ja, ein kleines Lob an die Einheimischen in Vancouver muss hier einmal ausgesprochen werden! Wer extra vor 7 Uhr aufsteht, um Leuten beim Laufen zuzusehen, der verdient sich dieses Lob! Wir hätten nicht gedacht, dass so viele Leute um diese Uhrzeit an der Strecke stehen und den Läufern zujubeln, sie anfeuern und sich auch noch coole Sprüche für ihre Plakate ausdenken!
Der Vancouver Halbmarathon im Fazit
Wir können den Vancouver Halbmarathon nur von Herzen empfehlen! Wenn du einmal in der Nähe bist oder dir die wunderschöne Landschaft in Kanada ansehen willst, dann sichere dir deinen Startplatz für den Halbmarathon Anfang Mai!
Es muss ja nicht gleich Kanada sein! Wieso nicht einen Lauf in Paris, Madrid oder Oslo antreten? Und dabei den Städtetrip mit einem Laufevent verbinden? Wir jedenfalls sind große Fans davon geworden und werden sicher noch den ein oder anderen Wettkampf in uns unbekannten Städten laufen!
Wo bist du schon (Halb-)Marathon oder 10 Kilometer gelaufen? Und hattest du dabei auch dieses besondere Feeling, das man nur bekommt, wenn man nicht in der Heimatstadt läuft?
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