Möchte nicht jeder Sportler einmal auf Nummer sicher gehen und sich mal auf Herz und Nieren untersuchen lassen? So richtig durchchecken haben wir uns bisher nämlich noch nie lassen. Doch das möchten wir mit der Leistungsdiagnostik ändern. Also wagen wir den Test und fahren nach München zur Untersuchung. Ein bisschen aufgeregt sind wir schon, denn so eine Leistungsdiagnostik macht man auch nicht alle Tage. Hier werden wir dir nun exklusiv unsere Erfahrungen und Erkenntnisse vorstellen. So viel können wir schon einmal vorab verraten: diese Erkenntnisse aus der Leistungsdiagnostik hätten wir nicht erwartet!
Infos zur Leistungsdiagnostik
Was ist eine Leistungsdiagnostik überhaupt?
Zu einer Leistungsdiagnostik gehören verschiedene Untersuchungen bzw. Komponenten. Dabei werden die wichtigsten Organe für das Laufen, also Herz und Lunge, auf Gesundheit geprüft. Denn nur wer gesunde Organe hat, kann auch bis an seine Grenzen gehen und intensiv trainieren. Neben dem gesundheitlichen Aspekt wird vor allem die Leistungsfähigkeit untersucht. Wie leistungsfähig ist dein Körper unter maximaler Belastung?
In der Leistungsdiagnostik wird zunächst dein aktueller Leistungsstand ermittelt. Außerdem bekommst du hilfreiche Trainingsempfehlungen an die Hand und erfährst, wie du deine Leistung steigern kannst.
Alle unsere Artikel über das gezielte Lauftraining findest du übrigens hier: TRAINING
Für wen eignet sich eine Leistungsdiagnostik?
Du denkst, eine Leistungsdiagnostik ist nur was für Profi-Sportler? Dann hast du definitiv falsch gedacht! Gerade Laufanfänger und -fortgeschrittene können von einer Leistungsdiagnostik enorm profitieren. Die meisten Hobbyläufer (zu denen auch wir gehören) können ihre eigene Leistung nur schwer einschätzen. Kann ich noch mehr Leistung von meinem Körper abrufen? Trainiere ich eigentlich richtig? Wo ist meine Leistungsgrenze? Wenn du dir diese oder ähnliche Fragen schon einmal gestellt hast, dann ist eine Leistungsanalyse das richtige für dich. Denn nach dieser Untersuchung hast du die Antworten darauf und kannst das Optimum aus deinem Körper herausholen und dein Training entsprechend gestalten.
Kurzum: eine Leistungsdiagnostik ist für jeden geeignet, der sich und seinen Körper besser kennenlernen und einschätzen will und wichtige Erkenntnisse gewinnen möchte!
Die richtige Vorbereitung auf die Leistungsdiagnostik
Ähnlich wie bei einem Wettkampf solltest du auch zu deinem Termin bei der Leistungsdiagnostik entsprechend vorbereitet kommen. Dazu gehört, dass du am Tag deiner Untersuchung ganz normal essen solltest. Das bedeutet, nicht zu viel und nicht zu wenig, sondern einfach so, wie du auch an einem Tag essen und trinken würdest, an dem du eine sportliche Aktivität planst.
Außerdem solltest du dich am vorherigen Tag nicht extrem verausgaben. Ein ruhiger Dauerlauf oder ein GA1-Training sind okay. Intensive oder anspruchsvolle Einheiten beanspruchen deinen Körper zu sehr und könnten das Ergebnis in der Untersuchung verfälschen.
Medizinische Begriffe, die dir begegnen werden
Damit du nicht von den medizinischen Fachbegriffen verwirrt wirst, mit denen der Arzt dich konfrontieren wird, erklären wir dir hier ein paar der wichtigsten Begriffe, die du verstehen solltest. Wir möchten dabei gar nicht zu medizinisch werden, sondern dir die Fachbegriffe so einfach und verständlich wie möglich erklären.
Laktat
Laktat ist ein Produkt, das beim Stoffwechsel entsteht. Bei höherer Belastung ist auch der Laktatgehalt höher. Das Laktat wird im Blut nachgewiesen und gemessen. Wenn zu wenig Sauerstoff im Körper vorhanden ist (das ist meist bei einer erhöhten Anstrengung der Fall), dann schüttet der Körper Laktat aus, das in der Regel leistungshemmend wirkt, aber den Körper vor einer Überlastung schützt.
Aerober und Anaerober Bereich
Der aerobe Stoffwechsel findet statt, wenn der Körper ausreichend Sauerstoff zur Verfügung hat. Das ist bei deinen GA1-Läufen (Grundlagenausdauer, Herzfrequenz ca. bis 140) der Fall. Dies ist auch der optimale Fettverbrennungs-Bereich, den dein Körper lange aushalten kann. Zum Beispiel bei einem Marathon solltest du 90% der Strecke im aeroben Bereich laufen.
In den anaeroben Bereich gelangst du, wenn du die Schwelle überschreitest, in der dein Körper über zu wenig Sauerstoff verfügt. Das führt dazu, dass Laktat entsteht, das der Körper nicht mehr abbauen kann. Wenn du länger im anaeroben Bereich läufst, kommt es zu einer Übersäuerung der Muskulatur. In der Regel absolvierst du Intervalltrainings oder 10 Kilometer-Läufe im anaeroben Bereich.
Ablauf der Leistungsdiagnostik
Je nach Arzt oder Krankenhaus, in welchem du die Untersuchung durchführen lässt, können natürlich Unterschiede auftreten. Das möchten wir dir nur vor Augen führen. Wir schildern dir unseren Ablauf und unsere Erfahrungen.
Gespräch und Vorbereitung
Nachdem wir einen allgemeinen Erfassungsbogen unserer persönlichen Daten ausgefüllt haben, nimmt sich der Arzt zuerst Zeit für ein persönliches Gespräch. Darin werden vor allem Fragen zu den Gewohnheiten gestellt. Ernährung, Häufigkeit des Trainings und Schlafgewohnheiten spielen dabei eine große Rolle. Außerdem werden wir genauer zu eventuellen Vorerkrankungen befragt und ob in der Familie Probleme oder Krankheiten, die das Herz betreffen, vorliegen. Zum Glück können wir das alles mit NEIN beantworten, doch der Arzt hat sich auch hier genaue Notizen gemacht. In diesem Gespräch solltest du alles ansprechen, was du eventuell bei deinem Training bemerkt hast oder was dir seltsam vorkommt. Hier hast du die einzige Gelegenheit dazu und es ist enorm wichtig für die weitere Untersuchung.
Ultraschall des Herzens
Im nächsten Schritt wird bei uns ein Ultraschall des Herzens durchgeführt. Dazu werden mehrere Elektroden an verschiedenen Stellen unseres Rückens befestigt und mit einem Ultraschallgerät unser Herz von allen Seiten untersucht. Es ist hier besonders spannend für uns zu sehen, wo die Herzkammern liegen, wie das Blut durchfließt und den Herzmuskel bei der Arbeit zu beobachten.
Nachdem auch hier keinerlei Probleme oder Fehler festgestellt wurden (Gott sei Dank!), geht es über zum nächsten Schritt.
Lungenfunktionstest
Nach dem Herz wird das zweitwichtigste Organ für das Laufen, die Lunge, untersucht. Dafür wird ein sogenannter Lungenfunktionstest durchgeführt. Wir bekommen ein Gerät, an dem ein Mundstück befestigt ist. Auf Kommando des Arztes müssen wir (mit dem Gerät am Mund) tief einatmen und tief ausatmen. Dabei wird uns vorgegeben, wie stark wir ein- bzw. ausatmen sollen. Das ist teilweise ganz schön anstrengend, denn 8 Sekunden Ausatmen können seeeehr lang sein. Probiert es mal aus 🙂
Spiroergometrie auf dem Fahrrad
Der letzte Teil der Untersuchung ist der Hauptteil und der Teil, an dem du gefordert wirst. Mit Elektroden bestückt und einer Maske über Mund und Nase geht es für uns ans Radfahren. Die Untersuchung könnte auch auf dem Laufband durchgeführt werden. Allerdings liefert die Spiroergometrie auf dem Fahrrad die exaktesten Ergebnisse.
Tipp für die Mädels: Am besten ziehst du dir einen Sport-BH* an, denn für die Befestigung der Elektroden musst du deinen Oberkörper frei machen.
Und nun heißt es Radfahren, Radfahren, Radfahren – bis zum Umfallen. Naja, fast. Begonnen haben wir mit 50 Watt Widerstand, der sich jedoch alle drei Minuten erhöht hat. Dabei sollten wir immer im gleichen Tempo treten, sodass es immer anstrengender wird. Mit einem Blutdruckmessgerät* am Arm wird alle drei Minuten der Puls sowie der Laktatspiegel am Ohr gemessen. Dazu sticht eine Arzthelferin ins Ohr, um den Wert zu bestimmen.
Irgendwann wirst du an einen Punkt kommen, an dem du einfach nicht mehr kannst. Es wird irgendwann so krass anstrengend, dass du am liebsten nur noch aufhören möchtest. Entweder du signalisierst deinem Arzt, wann du nicht mehr kannst oder er wird dich anhand der Werte darauf hinweisen. Bei uns war nach 18 Minuten (Krissi) bzw. 27 Minuten (Michi) Schluss.
Damit hättest du den allerschwierigsten Teil des Tages geschafft.
Auswertung der Daten
Im Nachgang hat der Arzt mit uns einige Dinge sofort besprochen, die er der Untersuchung entnommen hat. Die genauen Erkenntnisse der Leistungsdiagnostik müssen aber natürlich erst ausgewertet und analysiert werden. Dazu sind wir ein paar Tage später noch mal zum Arzt gefahren, um die Erkenntnisse zu besprechen. Natürlich ist dies aber auch am Telefon möglich.
Die wichtigsten Erkenntnisse aus der Leistungsdiagnostik
Der spannendste Punkt und weshalb wir die Leistungsdiagnostik gemacht haben, kommt jetzt. Natürlich wollten wir einerseits hören, dass unser Herz und unsere Lunge gesund sind und wir problemlos auch intensive Trainings absolvieren können. Andererseits wurden uns gezielte Maßnahmen empfohlen, die uns nicht nur effizienter trainieren lassen, sondern auch schneller werden lassen.
Da wir bisher meistens gemeinsam gelaufen sind, unsere Körper aber ganz unterschiedlich sind, bekommen wir auch ganz unterschiedliche Empfehlungen.
Michis Grundlagenausdauer ist super, sodass er sich noch mehr auf kurze, schnelle Einheiten konzentrieren sollte.
Krissi hingegen sollte ihre Grundlagenausdauer deutlicher ausbauen und gezielt lange, aber langsame Läufe trainieren.
Unser Training gestalten wir seitdem natürlich komplett anders, aber versuchen dennoch, Streckenabschnitte oder Teile eines Laufes gemeinsam zu laufen.
Unsere Erkenntnisse aus der Leistungsdiagnostik
Wir haben von der Leistungsdiagnostik und den Erkenntnissen daraus einfach enorm profitiert. Vorher sind wir gelaufen, wie wir Lust hatten bzw. was unser Körper brauchte. Auf unseren Körper hören wir auch weiterhin, denn es ist superwichtig, die Signale des Körpers zu beachten.
Aber statt auf die Zeit zu achten, laufen wir nun gezielt nach Puls bzw. Herzfrequenz. Hierbei hilft uns unsere Pulsuhr*, mit der wir prüfen können, ob wir im richtigen Herzfrequenz-Bereich laufen. Ohne diese Leistungsdiagnostik hätten wir weiterhin so trainiert wie bisher und unsere Leistung vermutlich nicht mehr wirklich steigern können.
Kosten, Anmeldung, Tipps
Alles, was wir euch soeben geschildert haben, war unsere persönliche Erfahrung und muss nicht 1:1 bei euch genauso sein. Was die Kosten, den Ablauf und alles drumherum betrifft, ist das ganz individuell und von Arzt zu Arzt bzw. Krankenhaus unterschiedlich.
Hinsichtlich der Kosten musst du je nach Umfang der Leistungsdiagnostik mit etwa 250 Euro aufwärts rechnen. Das ist nur ein ungefährer Rahmen und keinesfalls eine verlässliche Aussage. Frage vor Vereinbarung eines Termins nach, was auf dich zukommt. Tipp: Manchmal übernehmen auch Krankenkassen einen Anteil der Kosten, wenn du die Untersuchung bei Partner-Ärzten durchführst. Informiere dich dazu einfach bei deiner Kasse und frag nach, denn das lohnt sich oftmals. Auf dieser Seite bekommst du einen guten Überblick, ob deine Krankenkasse Kosten übernimmt.
Tipp: Frage deine Krankenkasse im Voraus, was genau auf der Rechnung stehen muss, damit die Kosten übernommen werden (häufig ist das etwas wie „Sportmedizinische Untersuchung“ oder ähnliches).
Die Leistungsdiagnostik im Überblick
Wir möchten dir mit diesem Artikel zeigen, was eine Leistungsdiagnostik bewirken kann und welche Erkenntnisse du daraus ziehen kannst. In unserem Fall waren es wichtige Ergebnisse, die uns in unserem Training sehr weiterhelfen. Wir können dir nur empfehlen (auch oder gerade als Anfänger), so eine Untersuchung durchzuführen. Anders als gedacht, ist die Spiroergometrie nicht nur für Profis ein sehr hilfreiches Tool, um deine Leistung zu steigern. Außerdem kannst du dich durch die gewonnenen Erkenntnisse aus der Leistungsdiagnostik gezielter auf einen Wettkampf vorbereiten.
FAQ zur Leistungsdiagnostik
Was ist eine Leistungsdiagnostik?
Eine Leistungsdiagnostik besteht immer aus einer Untersuchung in Ruhe und einer Untersuchung unter Belastung. Letztere wird auf dem Fahrradergometer oder auf dem Laufband durchgeführt. Im Ergebnis erfährst du deine individuelle anaerobe Schwelle und erhältst Trainingsempfehlungen.
Was wird bei der Leistungsdiagnostik gemacht?
In Ruhe werden bei der Leistungsdiagnostik ein EKG sowie ein Lungenfunktionstest gemacht, der Blutdruck sowie Puls gemessen und in manchen Fällen auch ein Herz-Echo (Ultraschall) durchgeführt. Der spannende Teil erfolgt dann unter Belastung: Entweder auf dem Fahrrad oder auf dem Laufband wird ein Belastungstest gemacht, bei dem du in einer bestimmten Geschwindigkeit laufen oder mit einem bestimmten Widerstand Fahrrad fahren musst. Alle 3 Minuten wird der Widerstand bzw. die Geschwindigkeit erhöht und das Laktat im Blut gemessen.
Wie viel kostet eine Leistungsdiagnostik?
Die Kosten für die Leistungsdiagnostik sind abhängig vom Arzt und deiner Krankenkasse. Die Krankenkassen beteiligen sich häufig alle zwei Jahre an den Untersuchungen mit unterschiedlich hohen Beträgen. Rechne grob mit einer Eigenbeteiligung von 50 Euro bis 250 Euro. Frage vor der Untersuchung bei deinem gewählten Arzt sowie der Krankenkasse nach.
Wie lange dauert die Leistungsdiagnostik?
Plane für die Leistungsdiagnostik mehrere Stunden ein. Zuerst findet ein Anamnesegespräch statt, dann erfolgen die Untersuchungen in Ruhe. Schließich ziehst du dir Sportklamotten an, wirst auf die Laktatmessung vorbereitet und führst den Belastungstest durch. Im Anschluss hast du oft die Möglichkeit zu duschen und zuletzt findet die Besprechung der Ergebnisse mit dem Arzt statt. Die Unterlagen aus der Leistungsdiagnostik erhältst du dann schriftlich.
Wann lohnt sich eine Leistungsdiagnostik?
Eine Leistungsdiagnostik lohnt sich nicht nur für Profisportler. Möchtest du dein Training verbessern, deine individuelle anaerobe Schwelle kennen oder wissen, ob du überhaupt richtig trainierst, dann lohnt sich eine Leistungsdiagnostik für dich. Auch das Wiederholen nach etwa zwei Jahren ist sinnvoll, damit du Verbesserungen erkennen und wichtige Erkenntnisse ableiten kannst.
Wenn du Erfahrungen zum Thema Leistungsdiagnostik hast oder uns eine Frage dazu stellen möchtest, dann hinterlasse uns gerne Feedback in den Kommentaren. Wir freuen uns darauf!
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