Nachdem die Krissi im ersten Teil bereits ihre Erlebnisse bei unserem ersten Halbmarathon geschildert hat, will ich natürlich auch noch meine Erfahrungen bei meinem ersten Halbmarathon in München mit euch teilen.

 

Wie alles begann…

Für mich war das Laufen, die Ausdauer und an seine körperlichen Grenzen zu gehen, schon immer etwas, was mich auf eine bestimmte Art und Weise fasziniert hat. Das Gefühl, wenn du aus deinem Körper wirklich alles rausgeholt hast, du jeden einzelnen Muskel spürst und du dich im Anschluss zum Relaxen hinlegst, ist für mich unbezahlbar.

Genau dieses Gefühl hatte ich früher immer nach 90 intensiven Fußballminuten. Aber nachdem ich 20 Jahre meine ganze Leidenschaft dem Fußball gewidmet hatte, war es für mich Zeit, etwas Neues auszuprobieren. Mit dem Laufen und zukünftig vielleicht auch im Triathlon habe ich etwas gefunden, was mir richtig Spaß macht und ein super Ausgleich zum Alltag ist.

 

Halbmarathon München

Die Idee, irgendwann mal einen Halbmarathon zu laufen, hatte ich schon länger im Kopf. Richtig konkret ist das aber erst geworden, als mir mein Bruder im Frühjahr 2013 erzählt hat, dass er sich für den Halbmarathon in München im September anmelden möchte. Für mich war dann relativ schnell klar, da bin ich dabei. Jetzt muss ich nur noch die Krissi davon überzeugen. Wir sind zwar zusammen schon öfters gelaufen, aber eigentlich nie mehr als 5 Kilometer. Ich war mir sicher, für die Krissi wird das im ersten Moment unvorstellbar sein, denn 21,1 Kilometer sind eine ganz andere Hausnummer.

Aber genau das sollte die Herausforderung sein: Ziele zu erreichen, von denen man zuvor nie im Leben gedacht hätte, dass man so etwas schaffen kann. Dafür seinen inneren Schweinhund überwunden zu haben und über sich selbst hinauszuwachsen, ist im Nachhinein ein unbeschreiblich tolles Gefühl und mit nichts anderem zu vergleichen.

In unserer Konsum- und Wohlstandsgesellschaft kommt so etwas häufig viel zu kurz. Klar, Geld ist wichtig, aber: Hey Leute, es gibt viele fantastische Dinge, die unabhängig von Geld sind! Und vielleicht sind das genau die Ereignisse, die uns glücklich machen. Jeder Einzelne sollte also versuchen, nicht zu geldabhängig zu denken, denn es gibt da draußen so viel mehr. Wir müssen nur den Mut, die Kraft und die Zeit bzw. Motivation aufbringen, nach solchen Sachen zu suchen. Dinge zu tun, die für einen persönlich anfangs keine Bedeutung hatten oder unvorstellbar schienen, sind häufig viel mehr wert als das neueste Auto zu besitzen.

 

Die Trainingsgestaltung

Nachdem ich der Krissi von unserem Vorhaben erzählt hatte und sie nach kurzem Überlegen gleich voll mit dabei war, habe ich für uns beide einen Trainingsplan erstellt und die Vorbereitung konnte starten. Am Anfang waren das meist pro Woche nur 1 – 2 kurze Dauerläufe. Aber je näher der Wettkampf kam, desto häufiger, abwechslungsreicher und intensiver wurden die Einheiten. Was ihr beim Erstellen von einem Trainingsplan alles beachten solltet, könnt ihr übrigens hier nachlesen.

Trainingsplan erster Halbmarathon

In unserem Plan waren unter anderem auch drei Trainingstage integriert, da dies meiner Meinung nach eine sehr effektive Trainingsmethode ist. So ein Trainingstag ist vollgepackt mit verschiedenen Trainingseinheiten und wirklich anstrengend.

 

Trainingstage

Da bekanntlich der frühe Vogel den Wurm fängt, starten wir einen solchen Tag immer bereits zum Sonnenaufgang mit einem kurzen Dauerlauf. So kommt der Kreislauf richtig in Schwung und das Frühstück schmeckt danach umso besser. Nach einer kurzen Verdauungsphase, die super mit einem Spaziergang ergänzt werden kann, steht dann direkt die nächste Einheit auf dem Programm. Bei uns war das meistens ein langer Dauerlauf mit eingebauten Tempotraining und kurzen Bergläufen. Nach so einer sehr intensiven Einheit ist es wichtig, seine Muskeln mit diversen Dehnübungen zu lockern, um auch am Nachmittag einen leistungsbereiten Köper zu haben. Kurz vor dem wohlverdienten Mittagessen stehen bei uns häufig zuerst noch spezielle Kräftigungsübungen auf dem Plan, da diese auch im Laufsport eine wichtige Bedeutung haben.

Nach dem Essen ist es wichtig, seinem Körper mindestens zwei bis drei Stunden Ruhe zu gönnen, um die für den restlichen Tag benötigten Kraftreserven zu mobilisieren. Um den Trainingstag abwechslungsreicher zu gestalten, baue ich neben den Laufeinheiten am Nachmittag auch immer noch andere Sportarten mit ein. Häufig ist das dann eine Kombination aus Schwimmen und Radfahren oder auch mal eine Bergtour mit verschiedenen Tempoabschnitten.

Schwimmen Schwimmbad
Schwimmen bauen wir gerne als Alternativtraining mit ein, um das Training abwechslungsreicher zu gestalten.

 

Nach so einem Trainingstag sind wir echt immer sehr kaputt, aber vor allem auch total glücklich und stolz, alles geschafft zu haben. Bevor wir dann mit einem guten Gefühl ins Bett fallen, belohnen wir uns oft noch mit einem leckeren Essen. Unser Tipp für euch: Überlegt euch am Anfang des Trainingstages eine Belohnung für den Abend. Sei es ein gutes Essen oder eine Massage. Wenn ihr euch auf etwas freuen könnt, dann wird euch das zusätzlich motivieren, die anstrengenden Einheiten alle zu schaffen.

 

Es wird ernst – der Halbmarathon München steht vor der Tür

Insgesamt hat die Vorbereitung auf unseren ersten Halbmarathon echt viel Spaß gemacht und wir haben unseren Trainingsplan bis zum Schluss durchgezogen.  Ich war richtig Stolz auf die Krissi, weil sie bei jeder Trainingseinheit wirklich voll mitgemacht hat. Dass sich so viel Ehrgeiz und Disziplin auszahlt, sollte sich dann bei unserem allerersten Wettkampf in München zeigen.

Als ich am Abend vor unserem großen Tag im Bett lag, gingen mir auf einmal viele Gedanken durch den Kopf, die ich während der Vorbereitung so eigentlich nie hatte. Haben wir genügend und vor allem auch richtig trainiert? Wie wird es der Krissi gehen? Wie wird es sein, dass erste Mal 21 Kilometer zu laufen und werde ich meine vorgenommene Zielzeit erreichen?

Ihr könnt es euch bestimmt vorstellen, dass es wirklich ewig gedauert hat, bis ich eingeschlafen bin. Mehr als drei Stunden habe ich in dieser Nacht sicher nicht geschlafen. Dementsprechend habe ich mich am nächsten Morgen auch nicht besonders fit gefühlt, was die Nervosität natürlich nicht besser machte. Aber nach einem guten Frühstück und der Gewissheit gut vorbereitet zu sein, fühlte ich mich plötzlich viel besser. Ich war höchst motiviert, voller Vorfreude und bereit, alles zu geben. Mein Tipp für euch: Macht euch nicht verrückt, wenn ihr in der Nacht vor dem Wettkampf nicht besonders gut schlafen könnt. Eine gewisse Nervosität vor dem Wettkampf ist völlig normal und für die Kraftreserven in deinem Körper sind die zwei Nächte davor viel wichtiger.

 

Der Startschuss fällt

Mit einem positiven Gefühl und einer gewissen Anspannung machten wir uns schließlich auf den Weg zum Halbmarathon nach München. Bevor es zum eigentlichen Startpunkt ging, holten wir noch schnell meinen Bruder ab. Mit meinen Eltern und der Freundin meines Bruders hatten wir sogar unseren eigenen Fanclub dabei. Nach einer kurzen Aufwärmphase, um die Muskeln zu lockern, kam der Startzeitpunkt immer näher.

Start Halbmarathon München
Nachdem der Startschuss gefallen ist, machen sich mehrere tausend Läufer auf den Weg zum Olympiastadion.

 

Und dann war es endlich soweit, der Startschuss wurde abgefeuert und tausende Läufer machten sich auf die 21,1 Kilometer lange Strecke bis zum Ziel im Olympiastadion. Durch die vielen Eindrücke und die tolle Stimmung entlang der Strecke hatten wir die ersten 10 Kilometer bereits nach 56 Minuten absolviert. Geplant hatten wir zu diesem Zeitpunkt des Rennens knapp unter Stunde zu sein. Aber 56 Minuten war definitiv besser als erwartet. Im Vorhinein haben wir zusammen auch vereinbart, dass wir den ersten Streckenabschnitt zusammen laufen werden und den zweiten dann jeder in seinem Tempo.

 

Teil 2 der Strecke – jetzt nochmal Vollgas

Nach 11 Kilometern haben wir uns also beide nochmal vergewissert, dass es dem anderen gut geht und dann ging es für mich Vollgas in Richtung Ziel. Angetrieben von dem Gedanken, unbedingt eine Zeit unter 1:50 zu erreichen und meinen Bruder noch einzuholen, habe ich im 2. Streckenabschnitt nochmal alles aus meinem Körper rausgeholt. Die vielen mir zujubelnden Menschen an der Strecke waren natürlich auch nochmal eine zusätzliche Motivation. Nach 16 Kilometern war ich dann ehrlich gesagt ziemlich platt. Aber um mein Ziel zu erreichen, musste ich die letzten fünf Kilometer in einer Pace deutlich unter 5 Minuten laufen.

Strecke Marienplatz
Die jubelnden Leute am Straßenrand motivieren mich noch mehr…

 

Für mich war klar, ich muss meinen Kopf jetzt ausschalten, die letzten Kräfte mobilisieren und einfach alles geben. Denn wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg! Und wenn du etwas wirklich willst, dann kannst du es auch schaffen. Zwei Kilometer vor dem Ziel konnte ich das Stadion bereits sehen. Zu diesem Zeitpunkt war mir klar, ich schaffe das. Als ich dann ins Olympiastadion eingelaufen bin und der Song “An Tagen wie diesen” von den Toten Hosen gespielt wurde, war das für mich ein absoluter Gänsehaut-Moment, den ich nie mehr vergessen werde.

 

We are Finishers!

Im Ziel angekommen, war die Euphorie natürlich riesengroß, aber ich spürte zugleich auch, dass ich meinem Körper wirklich alles abverlangt hatte. Gleich danach war mein erster Gedanke: “Wie wird es der Krissi gehen und hoffentlich schafft sie es”. Ich habe mir noch schnell etwas zu Trinken geholt und mit beiden Daumen gedrückt im Zielbereich auf sie gewartet. Als die Krissi dann bereits nach zwei Stunden die Ziellinie überquert hat und wir uns in die Arme gefallen sind, war der Tag einfach perfekt. Von diesem Zeitpunkt an war, glaube ich, für uns beide klar, dass dies mit Sicherheit nicht unser letzter Wettkampf gewesen ist.

Ziel Olympiastadion München
Wir sind im Ziel! Unbeschreiblich!!! Unser erster Halbmarathon ist geschafft!

 

Im Anschluss haben wir uns alle zusammen noch einige Zeit im Zielbereich aufgehalten. Nach einer warmen Dusche war es erst einmal Zeit für einen ausgiebigen Besuch beim Italiener. Zuhause angekommen sind wir dann zwar erschöpft, aber auch überglücklich und mit einem super Gefühl ins Bett gefallen.

 

Mein Fazit zum ersten Halbmarathon in München

Das erste Mal so einen Wettkampf live mitzuerleben und mit so vielen anderen Läufer an den Start zu gehen, war ein fantastisches Erlebnis. Durch die tolle Atmosphäre und die vielen Zuschauer entlang der Strecke hat man dieses ganz besondere Wettkampf-Feeling sofort gespürt. Ein ganz besonderes Highlight mit Gänsehaut-Garantie ist beim Halbmarathon in München definitiv der Zieleinlauf ins Olympiastadion.

Insgesamt gesehen ist die ganze Veranstaltung sowohl auf als auch neben der Strecke top organisiert und sehr zu empfehlen. Von der Verpflegung und medizinischen Versorgung bis hin zu den Musikgruppen entlang der Strecke und einer tollen Medaille. Hier passt wirklich alles! Für uns beide wird dieser erste Wettkampf immer einen ganz besonderen Stellenwert haben. Und wir freuen uns selbstverständlich auch in den nächsten Jahren wieder beim München Halbmarathon an der Startlinie zu stehen.

Medaille erster Halbmarathon
Da ist die heiß ersehnte und verdiente Medaille!

 

Jetzt würde uns natürlich noch interessieren, ob du auch schon mal beim München Marathon an den Start gegangen bist und welche Erfahrungen du dabei gemacht hast?

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Wir geben dir unsere geballte Erfahrung sowie tolle Reisetipps aus unzähligen Reisen quer durch die Welt weiter. Außerdem zeigen wir dir, wie du mit Willenskraft und Spaß an der Sache deine Ziele erreichen kannst.

2 Comments

  1. Renate Bauer Reply

    Krissi und Michi, heute früh habe ich euch wieder auf meinem Handy entdeckt und hab mich echt gefreut. Ihr Beide schreibt super interessant.Man mag gar nicht mehr aufhören zu lesen.Schick euch ganz liebe Grüße und macht weiter so.

    • Krissi & Michi Reply

      Liebe Renate,
      vielen Dank für deine tolle Rückmeldung! Das freut uns natürlich sehr zu hören!
      Viele liebe Grüße zurück,
      Krissi & Michi

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