Kanada ist ein traumhaftes Land, in das wir uns sofort verliebt haben. Die vielen Seen, hohen Berge und die beeindruckende Tierwelt haben uns vom ersten Anblick an fasziniert. In Kanada gibt es nicht viele gefährliche Tiere, aber unser Respekt vor den Bären haben wir bis heute nicht verloren. Natürlich haben wir gehofft, Schwarzbären oder Grizzlybären einmal live zu erleben. Doch gleichzeitig waren wir hin- und hergerissen. Aus sicherer Entfernung: ja! Aber während einer Wanderung auf einem einsamen Trail: nein danke! Denn so beeindruckend die Bären auch sind, diese gewaltigen Tiere rufen bei uns eine ordentliche Portion Respekt hervor. Priorität Nummer eins war für uns also immer die Sicherheit beim Wandern. Was kann ich tun, wenn ich einem Bären begegne? Nichts ist gefährlicher als das Unwissen über das richtige Verhalten bei einer Bärenbegegnung. Deshalb haben wir uns umfassend bei Rangern, Parks Canada, Einheimischen und in Broschüren informiert und geben dir hier unsere wichtigsten Tipps für das richtige Verhalten bei einer Begegnung mit Bären weiter. Lies dir den Artikel unbedingt aufmerksam und bis zum Schluss durch, denn jede Info ist extrem wichtig, damit du dich im Notfall richtig verhalten kannst.

Ein Grizzly überquert seelenruhig die Straße vor uns.
You are in Bear Country
YOU ARE IN BEAR COUNTRY! Schilder mit dieser oder ähnlicher Aufschrift wirst du in Kanada oft finden. Es sagt eigentlich alles aus, was wir dir in diesem Abschnitt auch mitgeben möchten. DU befindest dich im Land der Bären und nicht andersherum. Das Backcountry, der Wald, die Natur – es ist das Land der Bären und wir als Menschen, Touristen, Wanderer sind nur Besucher. Deshalb sollten wir uns auch verhalten wie Besucher. Was du als Gast im Bärenland tun und nicht tun solltest, erfährst du als Nächstes.

Du bist im Bären-Revier und nicht andersherum
Was du über Bären wissen solltest
Bären sind grundsätzlich neugierig, aber auch ängstlich. Im Grunde wollen sie, sobald sie einen Menschen hören, sofort abhauen, weil sie denken, wir seien eine Gefahr für sie. Und genau darin liegt unser großer Vorteil. Bären sehen uns als Bedrohung an und möchten uns gar nicht begegnen. Mit deinem Verhalten kannst du dem Bär signalisieren, dass du stärker bist als er und er sich lieber verziehen sollte.
Diese Angst ist vor allem dann am stärksten ausgeprägt, wenn es um die Jungtiere geht. Denn eine Bärenmutter wird alles dafür tun, um ihre Jungen zu beschützen. Die gefährlichste Situation, die für dich eintreffen kann, ist zwischen eine Bärin und ihre Cubs (Jungtiere) zu geraten. Sie sieht dich dann als Bedrohung, die ihr die Jungen wegnehmen will. In solch einer Situation solltest du besonders vorsichtig sein und agieren. Vor allem nach dem Winter sind viele Bärenmütter mit ihren Jungen auf Futtersuche.

Eine Bärenmutter und ihre Jungen beim Grasen. Um sie zu beschützen, wird sie alles tun.
Wenn du in den Nationalparks unterwegs bist, dann informiere dich im Visitor Center, in Broschüren und überall, wo du Informationen über Bären findest. Lass dich nicht abschrecken, aber je mehr du über die Tiere weißt, desto besser wirst du ihre Handlungen einschätzen können und sicher unterwegs sein. Tipp: Frage vor einer Wanderung im Visitor Center nach, ob es in den letzten Tagen auf dem Wanderweg Bärensichtungen gegeben hat.
Mythen über Bären, die NICHT wahr sind
Eine Bärenglocke schreckt die Bären ab! Du kennst sicher die kleinen Glöckchen, die du am Rucksack befestigen kannst und die bei jedem Schritt klingeln. Das soll die Bären abschrecken und auf dich aufmerksam machen. Doch leider ist das Klingeln des Glöckchens so gleichmäßig wie das Rauschen des Windes in den Bäumen. Daher wird es von den Bären sofort ausgeblendet, weil es sich einfach in die Geräuschkulisse des Waldes einfügt. Nur Reden oder Singen bringt wirklich etwas!
Bären sind doch gar nicht so gefährlich, wie es immer dargestellt wird! Natürlich wollen wir dich mit diesem Artikel auf die Gefahren hinweisen, die von Bären ausgehen und dich und dein Leben bedrohen können. Und da muss man auch alle Dinge und Eventualitäten ansprechen. Klar ist, dass Bärenangriffe von Grizzlys oder Schwarzbären auf Menschen sehr selten sind. Klar ist aber auch, dass diese Tiere von Natur aus Raubtiere und deshalb sehr wohl für den Menschen gefährlich sind!
Im Notfall kann ich einfach weglaufen oder mich in einen See flüchten! Falsch gedacht! Bären können mit einer Geschwindigkeit von bis zu 55 km/h schnell laufen und sind ausgezeichnete Schwimmer. Weglaufen oder fliehen bringt dir also gar nichts. Auch wenn der Bär seine Geschwindigkeit nur für kurze Zeit halten kann – diese Zeit reicht ihm, um dich längst eingeholt zu haben.

Viele wissen es nicht, aber Bären sind hervorragende Schwimmer. Sie holen sich die Lachse aus dem reißende Fluss.
Nur ein Foto macht doch nichts… Du denkst, du näherst dich so weit es geht an den Bären an, schießt ein Selfie und alles ist gut? Leider nein. Denn aus jedem Mal, dem ein Mensch dem Bären nahe kommt und ihm nichts tut, lernt der Bär aus dieser Situation. Er versteht immer mehr, dass die Menschen ihm gar nicht gefährlich werden können. Damit ist der einzige Vorteil, den wir als Menschen vor den Bären haben, weg. Ein Bär, der sich an Menschen gewöhnt, wird zur riesengroßen Gefahr für alle.
Wo können Bärenbegegnungen in Kanada stattfinden?
Unterwegs auf dem Highway: Die wohl sicherste Art für dich, einem Bären zu begegnen, ist dann, wenn du mit deinem Auto auf den Highways unterwegs bist und einen Bär aus sicherer Entfernung siehst. Auch dann solltest du nach Möglichkeit nicht stehen bleiben und keinesfalls aussteigen!

Bären können dir grundsätzlich immer und überall begegnen.
Auf dem Campingplatz: Oberste Priorität hat jederzeit, Bärenbegegnungen zu vermeiden! Das machst du am besten, indem du dein Essen sofort nach der Mahlzeit wieder im Auto/ Camper verstaust und nichts, aber auch gar nichts auf dem Campingtisch liegen lässt. Egal ob du vor Ort bist oder nicht. Denn Essen, Müll und Kühlboxen, also alles, was nach Futter aussehen könnte, ist ein Anreiz für die hungrigen Tiere. Selbst gewaschenes Geschirr oder Verpackungen können Bären anlocken. Viele Campingplätze in Kanada haben die wichtigsten Regeln auf Infotafeln oder Broschüren aufgelistet.
Auf Wanderungen: Auf Wanderungen haben wir jederzeit gehofft, nicht auf Bären zu treffen. Denn hier sind wir ungeschützt, weit von unserem sicheren Auto entfernt und mitten im Bärengebiet. Hier gilt noch mehr die Devise, Bärenbegegnungen jederzeit zu vermeiden! Sollte es aber doch dazu kommen, dann lies dir jetzt genau unsere folgenden Tipps für das richtige Verhalten bei einer Bärenbegegnung durch.
Das richtige Verhalten bei Bärenbegegnung
Bärenbegegnungen vermeiden
Die wichtigste Verhaltensregel mit Bären vorab: Lass es am besten erst gar nicht zu einer Begegnung kommen, denn das ist deine allerbeste Strategie! Singe, rede, unterhalte dich und mach unbedingt auf dich aufmerksam. Am besten wanderst du außerdem in der Gruppe. Je mehr Leute, desto besser. Bären sehen nicht sehr gut, dafür hören und riechen sie umso besser. Wenn sie Menschenstimmen hören, dann suchen sie von selbst das Weite. Schließlich wollen auch sie ungestört bleiben.
Sei aufmerksam! Siehst du Tatzenabdrücke, Bärenspuren oder Kot, dann war vermutlich ein Bär in dieser Gegend. Alle Bärensichtungen werden an Parks Canada gemeldet. Du kannst dich vor deiner Wanderung auch hier informieren.

Als wir nach einer Wanderung zurück zu unserem Auto kommen, sehen wir diesen Abdruck. Hier war tatsächlich ein Bär an unserem Fenster.
Außerdem schützt du die Bären, indem du Begegnungen mit ihnen vermeidest. Jeder Bär, der einen Menschen angreift oder zu sehr an die Menschen gewöhnt ist, muss getötet werden, da er sonst eine Gefahr darstellt. Schütze also diese Tiere, indem du sie vor dir warnst, entsorge deinen Müll in bärensicheren Containern und beobachte sie nur aus sicherer Entfernung.

Ein junger Grizzly auf der Suche nach Futter.
Bärenbegegnung: Du siehst den Bär, er dich aber nicht
Ruhe bewahren! Hat der Bär dich noch nicht entdeckt, dann bleibe in jedem Fall ruhig, mach keine hektischen Bewegungen und trete leise und möglichst unbemerkt den Rückweg an.
Bärenbegegnung: Du siehst den Bär und er sieht dich auch
Wenn der Bär von Menschen überrascht wird, sieht er ihn als Gefahr und Bedrohung an. Hier gelten folgende Verhaltensregeln:
Bleibt unbedingt als Gruppe zusammen! Stellt euch so nah wie möglich zusammen und signalisiert dem Bären, dass ihr in der Überzahl seid. Kinder bzw. die kleinsten der Gruppe nehmt ihr in die Mitte, denn als Opfer suchen sich Raubtiere immer das schwächste Mitglied aus.
Halte das Bärenspray bereit, sodass du es jederzeit einsetzen kannst. Ein Bärenspray hilft dir (anders als eine Bärenglocke) im Notfall wirklich, dich gegen den Bären zu verteidigen.
Macht euch groß, aber keine hektischen Bewegungen.
Bietet dem Bär Platz und Raum, sodass er sich verziehen kann. Er darf sich nicht von euch bedrängt oder eingeschränkt fühlen.
Rede mit ruhiger Stimme auf den Bären ein und beruhige ihn. Sag ihm, dass du keine Gefahr für ihn bist, dass du ihm nichts tust und du jetzt gehen wirst.
Gehe langsam rückwärts (aber stolpere nicht!), während du den Bär beobachtest. Wenn der Bär stehen bleibt und dich gehen lässt, dann gehe langsam weiter, bis er außer Sichtweite ist. Wenn er dir näher kommt, dann befolge diese Tipps:
Der Bär sieht dich als Bedrohung
Ist der Bär offensichtlich gestresst und sieht dich als Bedrohung (z. B. für seine Jungen), dann rede weiter ruhig auf den Bär ein, um ihn zu beruhigen, gehe langsam zurück. Wenn er dir nahe kommt, dann verwende dein Bärenspray. Sollte er zum Angriff übergehen, dann stell dich tot, indem du dich auf den Boden legst (auf den Bauch), die Hände im Nacken verschränkst und dich einige Zeit nicht bewegst. Nach kurzer Zeit wird der Bär denken, du seist tot und gehen.
Der Bär ist neugierig
Er wirkt nicht gestresst, sondern neugierig. Das erkennst du daran, dass er seinen Kopf und seine Ohren nach oben ausrichtet. Mach dich in diesem Fall groß, sprich mit starker und lauter Stimme und versuche, ihn einzuschüchtern. Wenn du einen Stock hast, kannst du auch diesen zum Einsatz bringen. Sollte der Bär näher kommen, dann verwende dein Bärenspray.

Das Bärenspray haben wir auf jeder Wanderung stets griffbereit dabei.
Keine Angst vor Bären
Mit diesen Tipps möchten wir dir zeigen, wie du dich im Notfall verhalten solltest bzw. dir klarmachen, dass das Vermeiden von Bärenbegegnungen die beste Strategie ist. Parks Canada geben auf ihrer Website außerdem gute Informationen über das richtige Verhalten bei einer Bärenbegegnung. Du sollst jetzt keine Angst vor Bären bekommen, nur ausreichend Respekt vor den Tieren haben. Wir konnten all unsere Wanderungen in Kanada genießen und haben auch immer wieder andere Leute getroffen. Wir hatten nie eine gefährliche Situation mit einem Bären, weil wir uns an die Regeln gehalten und alle Tipps befolgt haben.

Mit dem richtigen Verhalten macht jede Wanderung in Kanada Spaß!
Eine Bärenattacke auf Menschen kommt auch sehr, sehr selten vor und in den meisten Fällen geschieht es aus unüberlegten und undurchdachten Handlungen von Menschen, die Bären anlocken möchten, um ein Foto zu machen oder Ähnliches.
Wenn du dich also an unsere Tipps zum Verhalten bei einem Bärenangriff hältst und dir ein Bärenspray besorgst, dann bist du sehr gut vorbereitet für dein Kanada-Abenteuer und die Bären-Besichtigung macht Spaß!
Haben dir unsere Tipps für das richtige Verhalten bei einer Bärenbegegnung weitergeholfen? Oder hast du vielleicht bereits eine Begegnung mit Bären gemacht? Oder sind irgendwelche Fragen offen geblieben? Dann ab in die Kommentare damit!
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2 Comments
Hallo, wie sieht es mit dem Picknickproviant im Rucksack aus. Riechen die Bären das und wollen daran?
Was ist mit Studentenfutter?
Kann man im Wald Picknick?
Mein Mann ist da sehr entspannt und ich voller Angst.
Danke für den guten und informativen Artikel!
Hallo liebe Bettina,
wir verstehen dich sehr gut, dass du etwas Angst und Respekt vor den Bären hast. Ein guter Schritt in Richtung angstfreies Wandern und Campen in Kanada ist, dass du dich über das richtige Verhalten informierst 🙂 Danke auch für dein tolles Feedback zu unserem Artikel.
Den Picknickproviant könnt ihr guten Gewissens im Rucksack mitnehmen, auch Studentenfutter ist kein Problem. Bären sind zwar Allesfresser, interessieren sich jedoch in erster Linie für Beeren, Gräser und Lachse 🙂
Zum Thema Picknicken im Wald: Es kommt darauf an, wie das Picknick aussieht. Eine kurze Pause aus dem Rucksack während der Wanderung ist sicherlich kein Problem, da es mit wenigen Handgriffen weggeräumt ist. Eine Decke ausbreiten und allerlei Essen ausbreiten würde ich nicht, da es einfach zu lange dauert, es wegzupacken, falls sich doch ein Bär eingeladen fühlen sollte 🙂
Mit Bärenspray für den Notfall (und das gute Gefühl), lauten Unterhaltungen und den Tieren ausreichend Freiraum geben, sollte es aber kein Problem sein, in Kanada zu wandern und zu campen.
Wir wünschen euch jetzt schon eine wundervolle Zeit!
Krissi & Michi