Minusgrade im zweistelligen Bereich und Schnee soweit das Auge reicht hören sich erst einmal nicht sehr vielversprechend für die meisten an. Aber der Winter in Kanada hat so unglaublich viel zu bieten und gehört zu einem richtigen Work and Travel Jahr einfach dazu. Lass dir von uns ein bisschen Schnee um die Nase wirbeln und Lust auf einen richtigen Winter machen. Einen Winter, wie wir ihn in Deutschland vielleicht so nicht mehr erleben werden… Wieso auch du deine nächste Reise im Winter nach Kanada planen solltest, erklären wir dir in diesem Beitrag.
Wie kam es dazu, dass wir den Winter in Kanada verbringen?
Eigentlich war unsere Work and Travel Reise durch Kanada für ein halbes Jahr geplant. Danach wollten wir ins Berufsleben einsteigen und uns dem Alltag in Deutschland stellen – dachten wir. Denn Kanada hat uns von Anfang bis Ende so fasziniert und gefesselt, dass wir im Oktober wussten: wir können den Rückflug nicht antreten. Jetzt zumindest noch nicht. Vor allem nicht ohne einen richtigen kanadischen Winter erlebt zu haben. Denn gehört das nicht irgendwie zu diesem faszinierenden Land dazu?
Also haben wir die Pläne über Bord geworfen und einen Tag, bevor wir zu unserem Roatrip in den Yukon aufgebrochen sind, noch einige Bewerbungen für Skigebiete abgeschickt. Und tatsächlich haben wir auch ein paar Tage später mehrere Zusagen bekommen. Das heißt, wir konnten uns sogar noch frei entscheiden, wo genau wir den Winter verbringen möchten.
Wie ist der Winter in Kanada eigentlich?
Ganz anders als in Deutschland! So viel können wir vorab schon festhalten! Vor allem während der letzten Jahre sind die Winter in Deutschland milder geworden. Es reicht, wenn du dir eine einigermaßen anständige Winterjacke und warme Schuhe zulegst. Denn die Temperaturen von maximal (oder eher minimal?) -10 Grad überlebst du damit locker, ohne viel frieren zu müssen. Und der Schnee? Puuh, wann hatten wir nochmal weiße Weihnachten zuletzt? Eben. Klar liegt Schnee und das Skifahren funktioniert auch bis Ende März noch super, aber es ist eben nicht zu vergleichen mit kanadischen Verhältnissen.
Als wir Anfang Oktober nach Sun Peaks kommen, um uns im Hotel, in dem wir arbeiten werden, vorzustellen, liegt schon jetzt der erste Schnee. Sun Peaks liegt auf 1300m und ist ein 600 Einwohner-Dorf, aber das zweitgrößte Skigebiet Kanadas nach Whistler-Blackcomb. Und als wir Anfang Dezember wieder zurückkommen, um die nächsten Monate hier zu verbringen, erkennen wir den Ort kaum wieder. Es liegt so viel Schnee, dass es schwierig ist, einen Parkplatz zu finden. Zu dieser Jahreszeit sitzen wir in Deutschland manchmal noch mit dem T-Shirt draußen. Verrückt!
Die Besonderheiten des kanadischen Winters
Da Kanada ein so großes Land ist, gibt es mehrere Varianten, wie du den Winter erleben kannst. Wer den Winter beispielsweise in Vancouver verbringt, wird ganz andere Eindrücke bekommen. Die Temperaturen fallen selten unter null Grad und der Schnee bleibt meistens nicht länger als ein, zwei Tage liegen. Dennoch kommen die Leute dort voll auf ihre Kosten, was das Skifahren betrifft. Denn mit Cypress und Grouse Mountain warten zwei Skigebiete direkt vor den Toren der Stadt. Und die Aussicht auf die schönste Stadt der Welt ist überragend!
Wir reden hier aber vom richtigen Winter in Kanada. Und den erlebst du, wenn du etwas tiefer ins Land fährst. Für die krasse Variante bieten sich die Provinzen im Norden an (Yukon, Northwest Territories und Nunavut). In Inuvik zum Beispiel sind Temperaturen von -35 Grad an der Tagesordnung und einige Wochen lang sehen die Einwohner im hohen Norden nur 4 Stunden Tageslicht. Das muss man auf jeden Fall mögen! Auch in Ottawa oder Québec, das im Osten des Landes liegt, ist es im Winter so kalt, dass die Leute mitten in der Stadt Schlittschuhlaufen.
Aber für alle, die eher die humane Mittellösung suchen, bietet sich British Columbia und Alberta, also die Gegend rund um die Rocky Mountains, als Aufenthaltsort an. Die Temperaturen erreichen auch um die -25 Grad, sind aber kein Dauerzustand. Trotzdem solltest du mit guten Winterschuhen, Thermokleidung und so weiter ausgestattet sein. Denn wer ständig frieren muss, der wird letztendlich wenig Spaß am Winter in Kanada haben.
Wie lange dauert der Winter in Kanada?
Der Winter dauert in etwa von November bis Mitte April, abhängig davon, an welchem Ort beziehungsweise in welcher Provinz du dich befindest. Mit Massen an Schnee wirst du aber (fast) überall konfrontiert werden. Ebenso musst du mit Lawinen, Straßensperrungen und eingeschränkten Möglichkeiten rechnen. Der kanadische Winter ist wunderschön und wir würden es jedem empfehlen, das mindestens einmal gesehen zu haben. Aber du solltest dir auch bewusst sein, dass viele Dinge eben anders sind als im Sommer.
So viel Schnee wie hier in Kanada haben wir noch nirgendwo gesehen. Straßenschilder sind nicht mehr zu sehen, Gehwege sind komplett verschneit und unsere Erfahrung zeigt, dass schon der Weg zum Supermarkt nebenan kann zur Herausforderung werden kann.
Autofahren im Winter
Schon bei den ersten weißen Flocken des Jahres drehen in Deutschland ja meistens alle durch. Was würden da die Kanadier sagen? Das Autofahren im Winter in Kanada ist schon eine andere Herausforderung. Wer eine längere Fahrt in Angriff nehmen will, der muss sich erst mal informieren, ob entsprechende Straßen nicht gesperrt sind. Und gerade durch die Rocky Mountains gibt es dann oft keine Umfahrungsmöglichkeiten. Da heißt es dann – Pech gehabt und warten, bis die Straße wieder freigegeben wird.
Spektakulärer Winter Roadtrip durch die kanadischen Rocky Mountains
Wo im Sommer noch Parkplätze waren, sind jetzt Schneehaufen zu finden, die mehrere Meter hoch sind. Und so werden auch die Straßen enger. Kommt dann ein Auto entgegen, gibt es so gut wie keine Ausweichmöglichkeiten.
Besonders während unseres Winter-Roadtrips durch die Rocky Mountains haben wir Unterschiede festgestellt. Der Picknickplatz, an dem wir im Sommer noch gemütlich gefrühstückt haben, ist jetzt nicht einmal mehr befahrbar, sondern wurde von Tonnen an Schnee zugeschüttet. Während einer unserer Schneeschuhwanderungen passieren wir den Campingplatz in Lake Louise, an dem wir ein halbes Jahr vorher noch übernachtet haben. Nur noch ein kleines Stück der Campingtische ragt aus dem vielen Schnee heraus und lässt erkennen, dass es sich um den Campingplatz handelt.
Endlich ein richtiger Winter
Aber genau wegen des vielen Schnees und den Unterschieden zu einem deutschen Winter haben wir uns so darauf gefreut, den Winter in Kanada zu verbringen. Wir lassen uns in Sun Peaks so richtig einschneien und genießen es, so viel Schnee um uns herum zu haben.
Unser Alltag ist zum Glück nicht wirklich eingeschränkt. Da wir im Hotel wohnen und auch im Hotel arbeiten, müssen wir uns morgens weder in mehrere Schichten einpacken, um nicht zu erfrieren, noch müssen wir uns durch den fast täglichen und meterhohen Neuschnee kämpfen. Auch unser Auto steht in der Tiefgarage, was für ein Luxus!
Natürlich nutzen wir es auch voll aus, direkt im Skigebiet zu wohnen und gehen in jeder freien Minute auf die Piste.
Aber nicht nur Skigebiete hat Kanada im Winter zu bieten. Es gibt eine schier unendliche Möglichkeit an Winter(sport)aktivitäten, die du machen kannst.
Skifahren
Beginnen wir trotzdem mit Skifahren bzw. Snowboarden. Weil der Powder in Kanada einfach so perfekt ist, ist es ein einmaliges Erlebnis für jeden, der gerne Ski fährt. Es ist nicht zu vergleichen mit deutschen oder österreichischen Schneeverhältnissen und einfach traumhaft! Wenn du ein Erlebnis der ganz, ganz besonderen Art suchst, kannst du Heliskiing oder Cat-Skiing ausprobieren.
Schneeschuhwandern
Das Schneeschuhwandern haben wir in Kanada tatsächlich zum ersten Mal ausprobiert und es ist wirklich toll! Jeder, der Wandern im Sommer liebt, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Und das Beste daran: du musst dir nicht einmal Sorgen um Bären & Co. machen, weil sich die im tiefen Winterschlaf befinden. Auf unseren Schneeschuhwanderungen waren wir oft komplett alleine im Wald und konnten die Stille und Ruhe in der idyllischen Landschaft total genießen. Was gibt es besseres?
Langlaufen
Schon zu Hause haben wir es sehr gern gemacht und in Kanada erst recht. Mit optimalen Bedingungen, wunderschönen Routen und günstigen Mietpreisen hat uns das Cross Country Skiing immer super viel Spaß gemacht. In der Nähe jedes Skigebietes oder Ortes findest du Loipen unterschiedlicher Längen, die nur auf dich warten.
Schlittschuhlaufen
Eishockey ist DER Sport in Kanada und zwar noch weit vor Fußball und American Football. Gefühlt kann auch jeder Kanadier Hockey spielen. Als Einsteiger versuchst du dich aber besser erst mal auf Schlittschuhen ohne den Schläger in der Hand. Auf den meisten Seen sind extra Felder freigeschaufelt, die dann den Eishockeyspielern oder Schlittschuhläufern zur Verfügung stehen. Und ja, es macht richtig Spaß – und vor so traumhaften Kulissen wie dem Lake Louise gleich doppelt!
Andere Aktivitäten
Wenn du noch nicht genug hast, dann kannst du auch Snowtubing, Rodeln oder eine Tour mit Schlittenhunden ausprobieren. Die Möglichkeiten sind quasi unbegrenzt.
Fest steht jedenfalls, dass du Outdoor-Aktivitäten nicht ganz abgeneigt sein solltest, wenn du den Winter in Kanada so richtig verbringen und erleben möchtest. Aber es ist ein so tolles Gefühl, nach ein paar Stunden in der eisigen Kälte ins warme Hotelzimmer zurück zu kommen und dich erst mal richtig aufzuwärmen.
Weihnachten in Kanada
Hand aufs Herz – Weihnachten ist ein Tag, den man am liebsten mit der Familie verbringen möchte, auch wenn es im Ausland noch so schön ist. Und in Australien ging es uns auch wirklich so, denn bei 30 Grad am Strand zu liegen, war nicht wirklich weihnachtlich.
Wir haben erwartet, dass es uns auch dieses Jahr so gehen würde. Aber es war nicht so wie wir das aus Australien kannten. Mit dem vielen Schnee, unserem eigenen Weihnachtsbaum und der allgemeinen Stimmung wurde es weihnachtlicher als gedacht.
Gründe, warum du den Winter in Kanada verbringen solltest
Zu einem richtigen Kanada-Abenteuer gehört der Winter einfach dazu! Sonst hast du nur die Hälfte gesehen. Der Winter in Kanada macht so einen großen Teil des Jahres aus, dass du ihn nicht umgehen solltest! Wer dann noch in den Genuss kommt und während seiner Reise irgendwo Nordlichter entdeckt (die übrigens nur im Winter zu sehen sind), der wird restlos begeistert sein. Diese Erfahrung fehlt uns zwar noch, ist aber somit mindestens ein Grund mehr, Kanada nochmal im Winter zu besuchen.
Beim Telefonieren oder Skypen mit unseren Freunden und der Familie wurden wir oft gefragt, ob uns der Schnee nicht schön langsam auf die Nerven geht. Erst da haben wir nachgedacht, aber sofort verneint. Auf die Idee wären wir noch gar nicht gekommen.
Ein großer Grund dafür ist sicher, dass der Winter in Kanada ein „richtiger“ Winter mit Schnee, Eis und Minusgraden ist. Alles, was uns in Deutschland am Winter stört, haben wir hier nicht erlebt: Schneematsch, Regen, Tauwetter und dann doch wieder Schnee. Dieses ganze Hin und Her blieb uns hier erspart und wir konnten den Winter einfach in vollen Zügen genießen, wie man einen Winter eben genießen sollte.
Und außerdem: wieso sollte man immer nur im Sommer in Urlaub fahren? Da ist es doch in Deutschland auch schön und warm. Wer weiß, wie viele richtige und schneereiche Winter bei uns noch kommen werden.
Würdest du einen Winter in Kanada verbringen? Oder hast du zumindest schon mal mit dem Gedanken gespielt?
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