Nachdem wir nun schon seit über drei Monaten im Skigebiet arbeiten, finden wir, dass es Zeit ist, einen kleinen Urlaub einzulegen. Ja, Sun Peaks ist mittlerweile schon zu unserem kleinen Zuhause geworden und wir waren selten so lange an demselben Ort. Wir können es kaum erwarten, die Skier einzupacken und unseren Winter Roadtrip durch die Rocky Mountains zu starten. Nicht nur auf das Skifahren freuen wir uns, sondern auch darauf, den wunderschönen Icefields Parkway im Winter zu erleben, neue Städte zu sehen und ein kleines Abenteuer zu unternehmen.
Was du über einen Winter-Roadtrip durch die Rocky Mountains wissen solltest
Straßenbedingungen: Wie werden wohl die Straßenbedingungen sein? Ist der Highway in den Bergen bei so viel Schnee überhaupt befahrbar? Die meisten Sorgen haben wir uns wohl wegen der Straßenbedingungen gemacht. Doch diese Sorge war unbegründet, denn die Straßen sind relativ frei und wir sind jeden Tag an unser Ziel gekommen.
Was du allerdings nicht unterschätzen solltest, ist die Lawinengefahr. Die Rocky Mountains sind schließlich nicht nur kleine Hügel, sondern eine riesige Gebirgskette mit steilen Passagen. So kann es auch mal kurzfristig zu Lawinengefahr oder Straßensperrungen kommen. Am besten informierst du dich auf den offiziellen Seiten von Drive BC oder Road Reports Alberta, bevor zu losfährst.
Der Zugang zu vielen Seen oder Boardwalks, die wir im Sommer besucht haben, ist im Winter nur mit einem Haufen Schnee zugeschüttet. Zum Peyto Lake beispielsweise kannst du nur mit einem Allrad-Antrieb, der Zugang zum Herbert Lake ist komplett gesperrt. Dazu erfährst du aber später noch mehr.
Denke bei den kalten Temperaturen auch daran, richtig ausgerüstet zu sein. Das heißt, du solltest die richtige Kleidung einpacken und sicher gehen, dass dein Auto gut ausgestattet ist (Winterreifen, Allrad, funktionierende Heizung etc).
Auch im Winter brauchst du für die Fahrt durch die Nationalparks einen Nationalpark-Pass, den du entweder für ein paar Tage oder gleich für das ganze Jahr kaufen kannst. Auf der Seite von Parks Canada bekommst du noch mehr Informationen.
Tag 1 – Skifahren in Revelstoke, dem Offroad-Paradies
Von Sun Peaks aus starten wir in Richtung Osten und fahren bis nach Revelstoke, unserem ersten Ziel auf dem Winter Roadtrip durch die Rocky Mountains. Wie es überhaupt dazu gekommen ist, dass wir den Winter in Kanada verbringen, das verraten wir dir in diesem Beitrag.
Dass das Skifahren in Kanada der absolute Hammer ist, das wussten wir schon von unserer Zeit in Sun Peaks. Deshalb können wir es kaum erwarten, in Revelstoke, das nun so richtig in den Rocky Mountains liegt, die Skier anzuschnallen. Die Skigebiete in Kanada sind eher klein und in Revelstoke gibt es nur eine Gondel und zwei Sessellifte. Und trotzdem müssen wir nie an den Liften anstehen. Das ist typisch Kanada! Freie Pisten, Pulverschnee und ab durch die Bäume – so lässt es sich leben! Revelstoke bietet sehr viele Abseits-Pisten, also Strecken, die durch den Wald führen und wo du dir deine Route im Prinzip selbst aussuchst. Für Skifahrer, die gerne abseits der präparierten Pisten unterwegs sind, ist es also ein absoluter Traum hier!
Tag 2 – Von Revelstoke nach Calgary
Als wir heute Morgen ins Auto steigen, schneit es wie verrückt. Hach, genauso haben wir uns den Winter-Roadtrip durch die Rocky Mountains vorgestellt! Kanada ist im Winter ein einziges Wonderland und hier wird das ganz besonders deutlich. Es geht über den Rogers Pass durch die Berge und oft ist es schwierig, für Fotos anzuhalten, denn direkt neben der Straße türmen sich Berge von Schnee auf, die von der Straße geräumt wurden. Doch die Ausblicke und die Landschaft hier in den Rocky Mountains sind einfach umwerfend und dieses Land macht uns wieder einmal sprachlos!
Einen Halt machen wir am Emerald Lake, der unglaublich friedlich und verschneit daliegt. Mit den schneebedeckten Bergen im Hintergrund sieht die Landschaft aus wie aus dem Bilderbuch. Die Ruhe und Stille hier ist einfach unglaublich!
Am Abend kommen wir in Calgary an und checken nach einem langen Tag in unser Hotel ein. Wir haben kaum mitbekommen, dass wir British Columbia verlassen und somit eine Zeitzone überquert haben.
Tag 3 – Calgary und Fahrt nach Edmonton
Unser erster Besuch in Calgary und wir freuen uns schon darauf, die Stadt heute zu erkunden. Wir ziehen uns warm an, denn Ende Februar ist es hier sehr, sehr kalt hier!
Zunächst schlendern wir durch die Gassen von Inglewood, dem ältesten Viertel in Calgary, wo wir ein paar echt coole und uralte Läden entdecken.
In der Nähe des Zentrums finden wir einen kostenlosen Parkplatz und gehen die wenigen Meter zu Fuß in die Altstadt. Die Sehenswürdigkeit schlechthin in Downtown ist die Peace Bridge, eine Fußgängerbrücke, die erst 2012 für 25 Millionen Dollar gebaut wurde. Wahnsinn! Aber schön ist sie auf jeden Fall und vom Bow River aus sehen wir super auf die Stadt.
Bevor wir uns in Richtung Edmonton aufmachen, halten wir beim Olympic Park, wo 1988 und 2010 die Olympischen Winterspiele stattgefunden haben. Dieser Ort ist für alle Fans des Wintersports sehr empfehlenswert! Der Park wird von Skiclubs und Ski-Anfängern genutzt. Im dazugehörigen Eisstadion findet sogar gerade ein Eishockey-Spiel statt, das wir uns eine Zeit lang ansehen.
Es trennen uns noch 300 Kilometer von Edmonton und die Strecke ist wirklich nicht spektakulär. Eigentlich fahren wir mit wenigen Ausnahmen komplett durch, denn zu sehen gibt es entlang der schnurgeraden Straße wenig.
Tag 4 – das absolute Highlight von Edmonton und der Grund für unseren Besuch
Heute erwartet uns das absolute Highlight von Edmonton. Lange bevor wir diesen Roadtrip geplant haben, haben wir zufällig ein Video von den Ice Castles in Edmonton gesehen. Und das hat uns so fasziniert, dass sich das Bild in unserem Gedächtnis eingebrannt hat. Nie hätten wir gedacht, dass wir es noch im selben Winter zu sehen bekommen.
Doch erst mal besuchen wir die West Edmonton Mall, das größte Einkaufszentrum in ganz Nordamerika! Hier gibt es eine Eislaufbahn, ein Wellenbad und Achterbahnen. Achja und natürlich viele, viele Geschäfte sowie einen Food Court. Das ist ja fast schon wie in Dubai hier! 😉
Um 6:30 Uhr ist es dann soweit, denn wir haben die Tickets für das Ice Castle schon im Voraus reserviert. Das Spektakel findet im Williams Hawrelak Park statt, der sich unweit des Zentrums befindet. Und wir haben uns nicht zu viel erwartet! Das Schloss besteht wirklich zu hundert Prozent aus Eis, das in acht Wochen durch viele helfende Hände und die Natur aufgebaut wird. Unglaublich schön!
Es gibt lauter Gänge, durch die du durchgehen kannst, Rutschen für Groß und Klein, einen Eisthron und eine Feuerstelle zum Aufwärmen (die auch bitter nötig ist). Alles ist mit Licht und Musik untermalt und es ist einfach nur beeindruckend und gigantisch!
Fast könnten wir durch dieses wunderschöne Schloss die Kälte vergessen, aber sie kriecht uns unweigerlich in Zehen und Fingerspitzen, obwohl wir echt warm angezogen sind. Trotzdem ist das Erlebnis einfach unglaublich und das absolute Highlight für uns in Edmonton!
Tag 5 – Frieren in Edmonton und Fahrt nach Jasper
Am nächsten Tag schauen wir uns noch die Innenstadt von Edmonton an. Doch heute ist es soo extrem kalt, dass es kein langes Vergnügen wird. Noch dazu weht ein eiskalter Wind, der alles gefühlt noch kälter werden lässt. Während unsere Zehen im Auto wieder auftauen und dabei schmerzen, fahren wir in Richtung Jasper. Von der Prärie geht es wieder in die Berge und das Lichtspiel auf den schneebedeckten Rocky Mountains sieht einfach unglaublich aus!
Jasper hat uns bereits im Sommer sehr gut gefallen und wir fühlen uns sofort wieder wohl hier.
Tag 6 – unterwegs im Naturparadies Jasper
Jasper bietet dir so unglaublich viele Möglichkeiten, dich sportlich auszutoben. Egal ob Skifahren, Langlauf, Schneeschuhwandern oder Eisklettern – hier ist einfach alles und noch mehr möglich! Für heute entscheiden wir uns fürs Schneeschuhwandern und unternehmen eine sagenhafte Tour zum Dorothy Lake. In der Touristeninformation bekommst du Infos zu möglichen Trails und allen Winteraktivitäten hier in Jasper und der Umgebung. In den Sportgeschäften kannst du dir außerdem die benötigte Ausrüstung leihen. Tipp: In Jasper oder Banff sind die Leihgebühren für Langlaufskier etc. wesentlich niedriger als in Lake Louise. Wo mehr Angebot ist, ist eben auch mehr Preisdruck.
Wir wandern etwa eine Stunde bis zum Dorothy Lake, der wirklich wunderschön gelegen ist und genießen die absolute Ruhe und Stille hier. Auf dem gesamten Weg begegnen nur wir am Anfang einem Pärchen, ansonsten sind wir komplett alleine hier. Der Trail ist aber sehr gut ausgebaut und du kannst den Weg somit nicht verfehlen.
Am Nachmittag fahren wir zum spektakulären Maligne Canyon. Auf dem Weg sehen wir tatsächlich ein Wapiti an der Straße – wie toll!
Die gefrorenen Wasserfälle im Maligne Canyon sehen unglaublich aus und einige Eiskletterer nutzen dies aus. Klar, dass es im Canyon nochmal einige Grad kälter ist als oben, aber es ist kein Vergleich zu Edmonton gestern 😉
Gegen Abend fahren wir noch zum Pyramid Lake, der wirklich wunderschön ist. Durch das klare Wasser sehen wir, wie dick die Eisschicht unter uns ist.
Allein in Jasper könnten wir eine ganze Woche verbringen, ohne dass uns langweilig wird. Aber aufgrund unserer Arbeit in Sun Peaks ist unser Winter Roadtrip durch die Rocky Mountains leider zeitlich begrenzt.
Tag 7 – Winter Roadtrip mitten durch die Rocky Mountains über den Icefields Parkway nach Banff
Wir müssen das tolle Wetter und diese herrliche Landschaft einfach nochmal ausnutzen und machen uns spontan heute Morgen auf zu einer Langlauftour. Cross Country Skiing zum Mount Edith Cavell – ein Traum! Wir genießen die tollen Aussichten auf die umliegende Berglandschaft des Jasper Nationalpark und sind hin und weg!
Da es bisher nur bergauf ging, können wir auf dem Rückweg die Skier einfach laufen lassen und kommen innerhalb von einer Stunde wieder am Parkplatz an. Das lohnt sich!
Danach starten wir auf den Icefields Parkway, dem wir in Richtung Banff, unserem heutigen Ziel, folgen. Natürlich machen wir an den Athabasca Falls einen Stopp, die uns schon im Sommer sehr beeindruckt haben. Hier sind wir die einzigen Besucher, genauso wie bei den schönen Sunwapta Falls, einige Kilometer weiter. Im Winter hast du fast alle sehenswerten Orte und Touristenhotspots für dich – kein Vergleich zum August!
Der Icefields Parkway ist einfach immer wunderschön! Jetzt im Winter, mit den schneebedeckten Bergen, wirkt alles gleich viel anders, aber es ist unbeschreiblich schön.
Tag 8 – Schneeschuhwandern in und um Banff
Für nur fünf Dollar leihen wir uns für den gesamten Tag Schneeschuhe aus und fahren nochmal zum Peyto Lake. Diesen erreichst du im Winter nur mit einem Allrad-Antrieb und vom Parkplatz aus gehen wir etwa 15 Minuten zum Aussichtspunkt des Sees. Aber der Weg lohnt sich, denn die Aussicht ist einfach unglaublich!
Auch in Banff machen wir noch eine Schneeschuhwanderung am Mount Norquay, wo die Route komplett durch den Wald führt und wir mal wieder keine Menschenseele treffen. Herrlich hier!
Tag 9 – Der krönende Abschluss am Lake Louise
Den letzten Tag von unserem Winter Roadtrip durch die Rocky Mountains verbringen wir in Lake Louise. Davor machen wir aber noch einen Stopp am Johnston Canyon. Hier ist deutlich mehr los als irgendwo anders auf unserem Winter Roadtrip bisher. Der etwa ein Kilometer lange Wanderweg ist sehr schön angelegt und die Wasserfälle sind echt sehenswert.
In Lake Louise angekommen, entscheiden wir uns erst für eine Winterwanderung. Der Weg ist ohne Schneeschuhe machbar, aber das Gehen ist so wesentlich anstrengender. Der 7 Kilometer lange Bow River Loop ist einfach toll und immer wieder bieten sich uns viele Fotomotive. Wir sehen sogar den Campingplatz, wo wir im Sommer noch gecampt haben. Außer sehr viel Schnee und den Ecken der umgestülpten Campingtische ist nicht mehr viel erkennbar.
Am Lake Louise gehen wir zum Abschluss noch Schlittschuhlaufen, was ein echter Spaß ist! Hier sind schneefreie Felder auf dem Eis, um Schlittschuh zu laufen oder Eishockey zu spielen. Wie könnte es in Kanada auch anders sein.
Die vielen Eisskulpturen und das Eisschloss sind außerdem ein Hingucker und den Abstecher zum See allemal wert. Schweren Herzens verabschieden wir uns aber vom Lake Louise und unserem kleinen Abenteuer im Winter und machen uns auf den Weg zurück nach Sun Peaks.
Hättest du Lust auf einen Winter Roadtrip durch die kanadischen Rocky Mountains? Wir auf jeden Fall – sofort wieder! Denn so einen einmaligen Winter und spektakuläre Landschaften siehst du nur hier!
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