Ein Jahr in Kanada und 6 Wochen in den USA bringen so einige abenteuerliche Erlebnisse mit sich. Mehr als 30.000 Kilometer sind wir mit unserem eigenen Auto durch Wüste, Berge, Schnee und Städte gefahren. Das sind viele Kilometer, auf denen sich unsere wildesten Roadtrip-Pannen angesammelt haben. Zum Glück sind alle einigermaßen gut ausgegangen, auch wenn es immer mit 100% Aufregung und Adrenalin verbunden war. Hier kommen unsere Top 4 Roadtrip-Pannen aus einem Jahr Kanada. Dieser Artikel ist Teil der Blogparade „Unsere wildesten Roadtrip-Pannen“ von Julia und Felix von secludedtime.
Unsere wildesten Roadtrip-Pannen aus einem Jahr Reisen durch Kanada und USA
Roadtrip-Panne #1: Auf dem Weg nach Alaska – ist das Auto jetzt Schrott?
Vier volle Tage sind wir über den abenteuerlichen und menschenverlassenen Dempster Highway gefahren. 740 Kilometer sind wir bis nach Inuvik, einer kleinen Gemeinde in den Northwest Territories, die mit keinem anderen Ort über den Landweg verbunden ist, über Schotterstraße in fragwürdigem Zustand und bei Nebel, Regen und Kälte gefahren. Nach einem Tag in Inuvik ging es die 740 Kilometer an zwei Tagen wieder zurück und noch weiter bis nach Whitehorse, der Hauptstadt im Yukon.
Hier sind wir froh, endlich wieder eine geteerte Straße unter den Reifen zu spüren und in der Zivilisation von Whitehorse angekommen zu sein. Wir gönnen uns einen Tag Verschnaufpause, denn diese Tage auf dem Dempster Highway waren echt abenteuerlich. Nachdem wir aber wieder startklar sind, das Auto gewaschen und uns mit frischen Lebensmitteln für die nächsten Tage eingedeckt haben, geht es los in Richtung Alaska. Unser Ziel ist das kleine Örtchen Skagway, das 170 Kilometer von Whitehorse entfernt ist.
Wir fahren aus der Stadt auf den Highway und sind etwa 30 Kilometer gefahren, als das Auto plötzlich zu vibrieren beginnt. Erst denken wir, wir haben uns das Ganze vielleicht nur eingebildet oder so. Doch nachdem das Vibrieren immer stärker wird, vor allem wenn wir schneller als 70 km/h fahren, können wir es nicht mehr ausblenden. So ein Mist! Wir wissen, dass Skagway eine kleine Stadt ist, in der es vermutlich nicht mal eine Werkstatt gibt. Und angesichts der Tatsache, dass die weitere Route durch Alaska sehr verlassen sein wird, machen wir uns auf den Rückweg nach Whitehorse.
Während der ganzen Fahrt bleibt das Vibrieren, sodass das Lenkrad wackelt und wir uns ernsthafte Sorgen machen. Momentan würde eine teure Reparatur des Autos ein riesiges Loch in unsere Reisekasse fressen und wir könnten den restlichen Roadtrip vergessen und müssten sofort zurück nach Vancouver, um zu arbeiten. Die wildesten Gedanken gehen uns durch den Kopf, bis wir in Whitehorse ankommen und gleich die erste Werkstatt im Ort anfahren.
Nachdem wir dem Mechaniker kurz unser Problem geschildert haben, fragt er sofort: Seid ihr in letzter Zeit eine matschige Straße gefahren? Ja klar, der Dempster Highway war mehr als matschig! Mit dem nächsten Satz rettet uns der Mechaniker das Leben und am liebsten würden wir ihn umarmen: Der restliche Dreck, der noch in den Felgen hängen muss, verursacht das Vibrieren unseres Autos und es ist absolut nichts kaputt. Wir fragen noch mindestens dreimal nach, ob er sich da auch absolut sicher ist und mit seiner kanadischen Gelassenheit antwortet er nur „yeah, sure“. Also ab in die Waschanlage und das Problem ist tatsächlich behoben!
Roadtrip-Panne#2: Wir kommen weder vor noch zurück – Nachsaison in Alaska
Derselbe Roadtrip, einige Tage vorher. Heute geht es für uns von Tok, Alaska, bis nach Dawson City, Kanada. Die einzige Straße, die die beiden Orte verbindet, ist der Top Of The World Highway, ein Highway mit absolut grandiosen Aussichten. Heute ist der allerletzte Tag, an dem der Highway und die Grenzstation geöffnet haben, also machen wir uns schon früh am Morgen auf den Weg. Ab morgen ist die Straße nämlich geschlossen und wir würden nur durch einen extremen Umweg von 1.100 Kilometern nach Dawson City gelangen.
Nur ein einziger Ort ist in der Karte eingezeichnet, nämlich Chicken. Dort wollen wir einen kurzen Stopp einlegen, um zu tanken und etwas zu essen. Ansonsten werden wir fahren, fahren, fahren und nur die Landschaft genießen. Tja, so der Plan. Denn heute spielt das Wetter nicht ganz so mit und der reizvolle Top Of The World Highway ist in einer Wolken-Nebel-Suppe verhüllt. Aber das wäre noch kein Problem. Das viel größere Problem ist, dass die Tankstelle in Chicken geschlossen ist. „Closed for the season – we’ll see you in May“ steht da auf einem Schild. (Es ist September.)
Mehr als 450 Kilometer liegen noch vor uns und der Tank ist nur noch zu einem Viertel voll. Also was tun? Der ganze Ort ist wie ausgestorben, nirgendwo können wir auch nur den Ansatz von Leben ausmachen. Also zurück nach Tok und dort tanken? Selbst das schaffen wir nicht mehr, wir kommen also weder vor noch zurück und stecken regelrecht hier in diesem Kaff fest. Gerade als wir überlegen, was wir nun eigentlich machen sollen und ob wir hier bis Mai überwintern sollen (haha), überquert eine Frau die Straße.
Wir sehen sie als einzige Chance und laufen direkt aus dem Auto auf sie zu. Nach einem kurzen Gespräch stellt sie sich als Besitzerin der Tankstelle heraus (und des Cafés und des Campingplatzes, mehr gibt es hier eh nicht). Die Tankstelle ist geschlossen, teilt sie uns aber mit. Als wir ihr unsere missliche Lage schildern, lässt sie sich schließlich dazu überreden, nochmal aufzusperren und wir können tanken. Oh mein Gott, uns fällt ein riesengroßer Stein vom Herzen und uns ist bewusst, was für ein unglaubliches Glück wir gerade hatten!
#3 Enge Gassen, schräge Typen und das bei Nacht
Ein aufregender Tag liegt hinter uns. Den ganzen Tag haben wir den Yosemite Nationalpark erkundet, ein paar Wanderungen gemacht und unglaublich schöne Dinge gesehen. Da die Campingplätze im Park alle ausgebucht sind, fahren wir in die nächste Stadt, die aber noch einige Kilometer entfernt liegt. Mittlerweile ist die Sonne bereits untergegangen und wir fahren durch die Dunkelheit in Richtung Fresno. Die Stadt ist uns ziemlich unbekannt und wir wollen einfach nur zu Walmart, um dort auf dem Parkplatz zu campen (was hier erlaubt ist). Doch irgendwie leitet uns das Navi zu einer falschen Adresse, denn die Gegend, durch die wir nun in der vollkommenden Dunkelheit fahren, wird zunehmend unheimlicher und verlassener. Das Zentrum der Stadt haben wir längst hinter uns gelassen. Als wir noch 300 m von unserem Ziel entfernt sind, wird uns klar, dass wir auf dem falschen Weg sind und aus dieser Gegend verschwinden müssen.
Nur seltsame Gestalten sind auf der Straße unterwegs und wir werden von den wenigen Menschen, die sich hier aufhalten, sehr komisch angesehen. Gerade stehen wir an einer roten Ampel und im Seitenspiegel sieht Michi einen dunkel gekleideten und sehr unheimlichen Mann auf uns zukommen. Die Situation ist definitiv beängstigend und bevor der Mann unser Auto erreicht und die Ampel auf grün schaltet, gibt Michi Gas. Tatsächlich beginnt der Obdachlose jetzt, hinter unserem Auto herzulaufen, aber wir sind zum Glück im Vorteil und fahren einfach nur so schnell es geht in Richtung Zentrum der Stadt zurück und raus aus diesem komischen Viertel.
#4 Was Herkunft ausmacht …
Unsere vierte Roadtrip-Panne spielte sich in Portland, USA, ab. Unser heutiges Nachtquartier befindet sich auf dem Walmart-Parkplatz. In den USA bieten die meisten Parkplätze der Supermarktkette kostenloses Camping an, solange man alles sauber hinterlässt. Diesmal steht ein Schild „Camping verboten“. Hmm, wieso stehen hier aber in einem Eck des Parkplatzes mindestens 10 Camper? Alle davon haben ein Washington-Kennzeichen. Wir schlussfolgern daraus, dass es trotzdem geduldet wird. Also stellen wir uns einfach dazu und legen uns schlafen.
Soweit so gut, bis plötzlich mitten in der Nacht jemand mit einem harten Gegenstand an das Fenster klopft. „Police, please open the door“, hören wir auch kurz darauf einen Polizisten rufen. Wir schrecken aus dem Schlaf auf und öffnen natürlich so schnell es geht die Tür. Davor steht auch der Polizist mit Taschenlampe und Revolver, die er uns beide direkt vors Gesicht hält.
Er will unsere Ausweise sehen und gibt diese dem Kollegen im Streifenwagen weiter, der unsere Daten daraufhin gleich mal überprüfen lässt. Camping sei hier verboten, teilt er uns mit, und wir müssen sofort wegfahren. Auf unsere Frage, wieso die anderen Camper hier stehen bleiben dürfen, antwortet der Polizist nur, dass diese auch gleich weggeschickt werden.
Als er unsere Ausweise genauer anschaut und bemerkt, dass wir keine Kanadier (wie unser Nummernschild), sondern Deutsche sind, erzählt er uns – plötzlich mit einer viel netteren Stimme – von seiner Verwandtschaft in Hamburg und wir plaudern über das Münchner Oktoberfest. Die Stimmung wird entspannter, den Revolver hat er auch weggesteckt und plötzlich verkündet er, dass wir doch für eine Nacht hier stehen bleiben dürfen.
Zusammen mit seinem Kollegen fährt er wieder davon und die anderen Camper (mit USA-Kennzeichen) werden überhaupt nicht aufgeweckt. Tja, da sieht man mal, was Herkunft wirklich ausmacht und dass wir nur wegen unseres kanadischen Kennzeichens hier nicht hätten campen dürfen.
Welche wilden Roadtrip-Pannen sind euch schon passiert? Erzählt uns gerne davon in den Kommentaren, wir freuen uns auf eure spannenden Storys!
2 Comments
Hey ihr zwei,
Danke für eure Teilnahme an unserer Blogparade! Wahnsinn, was ihr schon erlebt habt! Einiges davon kommt mir selber nur allzu bekannt vor. Vor allem die Tankgeschichte… Manchmal braucht man einfach eine gewisse Portion Glück.
Die Geschichte mit dem Matsch, der euer Auto hat wackeln lassen, finde ich auch klasse! Wir hatten mal ein ganz ähnliches Erlebnis in Marokko. Wir hatten die Fähre mit unserem Auto genommen und kurz hinter Marrakesch fing der Motor wie wild an zu stottern. Zum Glück gab es in der Stadt eine Honda-Werkstatt, die uns zu einem spotbilligen Preis unser Auto wieder fahrtauglich gemacht hat. Bei uns lag der Grund für das Stottern allerdings nicht am Matsch, sondern an kaputten Zündkerzen!
Liebe Grüße, Julia
Hallo Julia,
danke, das Schreiben hat echt Spaß gemacht und zum Glück konnten wir ja am Ende über alle Fails lachen! 🙂
Ohje, da seid ihr sicher auch erst mal ins Schwitzen geraten, so etwas erlebt man nicht alle Tage…
Wir freuen uns schon auf die anderen Geschichten!
Bis dahin alles Liebe,
Krissi